Von Lukas Vogelsang – Sie halten das grösste, je in Bern gedruckte Kulturmagazin in den Händen. Mit 80 Seiten gleichen wir tatsächlich schon bald einem Kulturbuch. Finanziell wird dies nicht einfach werden — das ist mir klar. Aber man kann mir auch nicht vorwerfen, in den letzten Jahren unplanmässig agiert zu haben: ensuite — kulturmagazin hat sich weit emporgearbeitet, hat viel Bewegung ausgelöst und ist klar die Nummer 1 in Bern trotz des anhaltenden Zwists zwischen der städtischen Kulturpolitik und unserem Unternehmen. Aber ich denke, es liegt nicht mehr an uns, um die Gunst einer Stadt zu buhlen. Das haben wir jetzt 4 Jahre lang erfolglos gemacht. Es für mich ein klares Zeichen, wenn ich den Pressekollegen in die Blätter schaue und sehe, dass ich nicht der einzige bin, der Kritik übt. Über ensuite — kulturmagazin liest man zum Beispiel im „Bund“ oder der „Berner Zeitung“ nie etwas auch nichts Negatives.
Trotz dieses städtischen Hindernisses haben wir eine Sensation nach der anderen zu bieten. In dieser Ausgabe zum Beispiel bieten wir neben dem grösseren Umfang, einer neuen klassischen Musik-Redaktion, einigen inhaltlichen Straffungen und neuen Rubriken eine weitere mediale Neuheit: Lisa, die Ladyofwar, eine von uns ausgesuchte italienische Bloggerin, startet neu die Serie und Rubrik: Blog to Print. Noch weiss niemand, wohin es führen wird. Das Konzept ist bedenklich einfach: Lisa (www.ladyofwar.net) kann im ensuite — kulturmagazin pro Monat eine Seite frei für ihren Blog füllen. Was im Internet schnelllebig und vergänglich ist, wird so in einer anderen Form manifestiert. Und dass Lisa in Italien sitzt und der gesamte Kontakt nur über das Internet zustande kam, hat Zeitgeist. Sie als LeserIn dürfen natürlich eingreifen und sich beteiligen. Da muss ich allerdings anfügen, dass sie der italienischen oder englischen Sprache einigermassen mächtig sein sollten. Übrigens war Lisa die letzten drei Jahren inkognito und ohne Gesicht…
Und genau solche Aktionen machen ensuite — kulturmagazin zu dem, was es ist: ein lebendiges Kulturmagazin. Nicht ich habe es erfunden, sondern die 35 Beteiligten, welche immer noch gratis aktiv mitarbeiten und mitgestalten und all die AbonnentInnen und Partner, welche uns in den Jahren unterstützt haben. Das ist Bern, das ist Kultur und das sind wir. Frohes Frühlingserwachen.
Foto: zVg.
Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 40, April 2006