Von Lukas Vogelsang - Als Medienunternehmen stellen wir immer mehr fest, dass die Kulturinstitutionen jährlich weniger in die Werbung investieren. Zwar gilt längst als bewiesen, dass die Printmedien die erfolgreichsten Werbeträger sind, während beispielsweise im Online-Markt hauptsächlich die Werbevermittler verdienen, die Endkunden aber kaum erreich- und erfassbar sind. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass das schlechte Werbeverhalten der Kulturinstitutionen die grösste Schuld am Wegbleiben des Publikums trägt. Ich habe lange nach den effektiven Gründen gesucht, und bin auf drei Phänomene gestossen:
1. Die Werbeverantwortlichen der Kulturinstitutionen sind sehr jung und haben sehr wenig Werbe-Knowhow. Oftmals macht das einfach jemand, damit die Arbeit erledigt ist. Aber die Wirksamkeit wird nicht kontrolliert. Man hat ein Budget und tut damit was man kann – sehr oft auf einzelne Projekte bezogen, und nicht mit Nachhaltigkeit.
2. Dadurch, dass die privaten Sponsoren heute rar sind, die Wirtschaft kaum noch im Kultursektor zu finden ist, wird eine grössere Kulturinstitution hauptsächlich durch öffentliches Geld subventioniert. Die Kultursubventionsgeber sind nicht daran interessiert, wie wirksam ein Werbebudget umgesetzt wird. Dass oftmals nur die eigenen Programmhefte damit gedruckt werden interessiert niemanden. Plakate werden lokal an den wichtigsten Stellen gehängt, aber das genügt nie, um ein grosses Publikum zu erreichen. Früher forderte die Wirtschaft eine entsprechend professionell generierte Wahrnehmbarkeit. Es fehlen auch die Wirtschaftsnetzwerke im Kulturmarketing.
3. Ein grosses Problem aber ist die «Kultur- und Kunstvermittlung». Unter diesem Begriff werden Programme geschaffen für Schulen oder SeniorInnen, für punktuelle Gruppen. Der Witz: Für diese Programme werden zusätzliche Subventionsgelder angefragt. Das läuft unter der Sparte «Bildung». Die Kulturinstitutionen zeigen der SubventionsgeberIn dann jeweils auf, was sie alles an Werbung tun – und zeigen die Vermittlungsprojekte auf. Doch damit wurde kein Publikum beworben.
Auch Kulturwerbung muss sich in einem Wertschöpfungskreislauf bewegen. Man wirbt, damit beispielsweise die Medien ihre Arbeit machen und journalistische Artikel über das Kulturgeschehen schreiben können. Dies wiederum bringt Publikum zu den Institutionen, und damit auch das öffentliche Interesse. Heute wollen die Institutionen nichts mehr geben. Sie verlangen, dass man sie gratis bekannt macht, ihr Wirken breit öffentlich publiziert. Man will aber an «unsere» LeserInnen gelangen – und wir werden von Tausenden von Mails täglich überflutet –, und natürlich sollen wir nur «Gutes» berichten. Sonst wird noch sanktioniert.