Von Anna Roos — Trotz ständiger Investitionen wurde im Jahr 2005 festgestellt, dass das alte Eishockey-Stadion Bern den geltenden Sicherheitsbestimmungen nicht mehr entsprach. Die erste Entscheidung war, ob es abgerissen werden sollte, oder mit einem Umbau gerettet werden konnte. Ziemlich schnell haben die Architekten, Schwaar + Partner, zugunsten eines Umbaus entschieden. Das 40-jährige Gebäude abzureissen wäre finanziell nicht sinnvoll gewesen. Dass keine Umzonung erforderlich war, bedeutete ein viel einfacheres Bewilligungsverfahren. Der Umbau war schon die zweite Erneuerung seit dem ursprünglichen Bau aus den 1960er- Jahren (damals auch von W. Schwaar Architekten geplant, zuerst noch ohne Dach). Während dem ganzen Prozess war die Wirtschaftlichkeit ein wichtiger Teil für die Entwicklung des Projekts. Ausschliesslich durch Kartenverkäufe für Eishockey-Spiele liess sich die Arena nicht finanzieren. Deshalb wurden grosszügige VIP-Lounges eingerichtet, und Büros für 500 Arbeitsplätze der Post, plus Büros des SCB und der BEA eingefügt, sowie ein grosser gastronomischer Bereich ins Projekt aufgenommen, um den Umbau verwirklichen zu können.
Das Gebäude bekam ein neues architektonisches Gesicht, um es als Stadion erkennbar zu machen. Von aussen ist jedoch kaum mehr der alte «Hexenkessel» zu erraten. Die neue Fassade umwickelt die alte, was einen fast kristallinen Effekt hervorruft. Die komplexe Gestaltung der Fassade gibt dem Gebäude einen neuen architektonischen und ästhetischen Charakter. Zusammen mit ipas Architektur Büro, haben Schwaar Architekten eine flimmernde, halb-transparente Fassade inszeniert. Die abgewickelten, perforierten Blechpaneele als zweite, äussere Haut der Fassade, kreieren eine filigrane Schichtung, durch die die Farbe der dahinterliegenden Wand sanft durchschimmert. Abhängig von der Licht-Intensität wird die Form unterschiedlich wahrgenommen.
Die ursprüngliche Inspiration für das Konzept der Fassade war eine Eislandschaft. Die Eis- und Schnee-Töne wurden «verpixelt», um eine Vereinfachung mit individuellen blau/grau Farbflächen zu abstrahieren. Durch die opake Fassade und die subtile Farbfläche sieht das Gebäude einem gefrorenen Eisblock mit unter der Oberfläche eingebetteten Farben ähnlich. Die dynamische Form und die subtile Gestaltung der Fassade haben den Massstab reduziert damit das Projekt nicht zu monolithisch erscheint.
Der untere Teil des Gebäudes berührt das Terrain hier und da; in den Ecken ist es hochgezogen, mit Rampen für die Eingänge zur Arena. Die leichte Art wie das Gebäude die Umgebung «ertastet», und wie die Form orthogonal zum Grundriss geknickt ist, ergibt eine Dynamik und das Gefühl von Leichtigkeit und Bewegung, so dass das grosse Gebäude leicht über dem Gelände zu schweben scheint.
Zudem ist da auch die Fassadenbeleuchtung, welche das Gebäude in der Nacht völlig transformiert. Die transluzente Oberfläche dämpft die LED-Strahler, und gibt der Beleuchtung eine plastische Qualität. Die Farbe kann gewechselt werden, womit zusätzlich verschiedene Effekte erzielt werden können. Wer am Abend auf der A6 vorbei fährt, kann einen kurzen Blick auf das Gebäude erhaschen, das wie eine Lichtskulptur auf einer Bühne erscheint.
Auf den ersten Blick lässt sich der Bau nicht vollständig erfassen, es braucht Zeit, um ihn wirklich zu sehen und zu verstehen. Er verändert sich ständig. Mittels Architektur, Licht und Raum, wurde eine Atmosphäre geschaffen, die, wie in einem Film, je nach Zeit und Lichteinfall ein unterschiedliches Bild abgeben kann.
Foto: zVg.
ensuite, September 2010